Erster Mitfahr-Bildschirm am Kahler Wasserturm
Main-Echo Pressespiegel

Erster Mitfahr-Bildschirm am Kahler Wasserturm

Projekt: Neue "Mobilitätstafel" eingeweiht - Auch Mömbris und Schöllkrippen sind dabei
Kahl/Mömbris/Schöllkrippen  Seit Mitt­woch hängt ei­ne "Mo­bi­li­tät­s­ta­fel" in der Bus­hal­te­s­tel­le am Kah­ler Was­ser­turm. Sie ist die ers­te ih­rer Art im Land­kreis Aschaf­fen­burg.

Eine weitere wird an diesem Freitag, 2. Dezember, auf dem Marktplatz in Mömbris eingeweiht. Auch Schöllkrippen folgt noch im Dezember. Die Tafel ermöglicht es auf einfache Weise, Fahrgemeinschaften zu bilden. Sie kann aber noch mehr, wie bei der Einweihung deutlich wurde.

Wie funktioniert's?

Die Mobilitätstafel ist ein ziemlich robuster Bildschirm, auf dem man sich mit seinem Namen und seiner Handynummer anmelden kann. Nötig ist kein Smartphone: Auch ein älteres Handy mit SMS-Funktion reicht. Nach der Anmeldung erhält man ein Passwort aufs Handy, das man eintippen muss, und fertig ist die Registrierung. Anschließend kann man entweder eine Mitfahrgelegenheit anbieten oder eine suchen.

Wer eine passende Mitfahrgelegenheit gefunden hat, klickt sie an. Der Anbieter erhält dann eine SMS mit der Handynummer des Suchenden und ruft ihn an, damit man die Details der Fahrt klären kann. Das neue Angebot solle keine Konkurrenz zum bestehenden öffentlichen Nahverkehr sein, sagte Kahls Bürgermeister Jürgen Seitz (SPD) am Mittwoch - vielmehr eine Ergänzung. Bürger könnten so Kontakte knüpfen, damit zwei, die das gleiche Ziel haben, nicht allein fahren müssen.

Mehr als eine Mitfahr-Gelegenheit

Entwickelt wurde die Mobilitätstafel von der Deutschen Umweltstiftung (DUS) mit der Uni Kassel. Mitgewirkt haben aber auch viele Bürger - bei Workshops in den drei Gemeinden und in Begleitkreisen, die sich meist online zusammengefunden haben. Von den Bürgern seien zahlreiche Verbesserungsvorschläge gekommen, erklärte Projektleiter Michael Golze von der DUS. Deshalb ist das Angebot auch mehr als ein Mitfahr-Portal. So kann man beispielsweise auch anfragen, ob jemand etwas bei seiner Fahrt in den Nachbarort mitbringen kann - etwa die Packung Eier vom Bio-Bauernhof oder die Primel aus dem Baumarkt. Außerdem kann man sich zu Veranstaltungen verabreden, also beispielsweise zur gemeinsamen Fahrt ins Kino oder Theater. Möglich ist es theoretisch auch, andere gemeindliche Hilfsangebote einzustellen. Golze meinte deshalb: "Die Tafel ist jetzt eigentlich ein Nachbarschaftsportal geworden."

Auch im Netz und in der App

Es ist übrigens nicht nötig, immer an den Wasserturm zu laufen, um Angebote abzugeben oder zu erfragen. Das Ganze funktioniert auch im Netz auf der Seite https://www.kahlgrund.mobitafel.de. Auf dieser Seite sind die Mobilitätstafeln aller drei Teilnehmer-Gemeinden im Kahlgrund vernetzt. Außerdem gibt es eine App: für Android-Smartphones bereits jetzt, für iPhones ab Mitte Dezember. Und wer es analog liebt: In den nächsten Tagen sollen Broschüren an alle Haushalte verteilt werden, die ein Formular haben, mit dem man sich auch schriftlich anmelden kann.

"Wir sind die Ersten", meinte Bürgermeister Seitz am Mittwoch scherzend. Rund 30 Bürger waren dabei, als die Tafel in Betrieb genommen wurde. Doch schon am Freitag folgt Mömbris: Um 11 Uhr wird im Beisein von Bürgermeister Felix Wissel (parteilos) die nächste Mobilitätstafel eingeschaltet, und zwar auf dem Marktplatz. Noch im Dezember wird auf dem Marktplatz in Schöllkrippen die dritte Tafel folgen. Hier steht der genaue Termin noch nicht fest. Eine vierte Tafel wird es übrigens in Netzschkau geben - einem Ort in Sachsen.

Feedback erwünscht

Golze dankte allen Mitstreitern, die bei der Entwicklung geholfen haben - darunter auch Anja Köbrich von der Uni Kassel, die selbst in Kahl lebt, sowie Michael Malsy und Lisa Horlebein von der Gemeindeverwaltung. "Feedback ist erwünscht", meinte Golze: Wenn etwas nicht funktioniere, solle man das melden. Eine Idee kam gleich aus den Reihen der Gäste: Die Antennen an der Tafel würden zu Vandalismus reizen, meinte Stefan Platt, der Dritte Bürgermeister. Hier soll geprüft werden, ob nicht ein Kasten als zusätzlicher Schutz installiert werden kann.

Hintergrund: Das Projekt der Deutschen Umweltstiftung

Die Mobilitätstafel ist ein Projekt der Deutschen Umweltstiftung, das den Namen "Green" trägt. Neben den drei Gemeinden im Kahlgrund ist auch Netzschkau in Sachsen beteiligt.

Bei der Präsentation am Mittwoch war Hans Leo Bader vom Vorstand der Deutschen Umweltstiftung (DUS) mit dabei. Die DUS existiere seit 1982 und sei die älteste und größte deutsche Bürgerstiftung, erklärte er. Sie wolle das Bewusstsein für den Naturschutz schärfen und die Lebensgrundlagen erhalten.

Mittlerweile gebe es 300 Projekte, die von der DUS gefördert worden seien - beispielsweise Schulpflanzaktionen, "Eco Crowd" als Plattform für nachhaltiges Crowdfunding, die Aktion "Suffizienzdetektive" in den Schulen, bei der Schüler Ideen zum Ressourcensparen entwickeln oder auch der "Kauf-Nix-Tag", eine Art Gegenveranstaltung zum Black Friday. (mgh)

01.12.2022
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