»Pflege darf nicht zum Luxusgut werden«
Main-Echo Pressespiegel

»Pflege darf nicht zum Luxusgut werden«

Soziales: Dirk Kues führt Caritas Sozialstation
SCHÖLLKRIPPEN  Dirk Ku­es aus Möm­b­ris ist der neue Vor­sit­zen­de der Ca­ri­tas So­zial­sta­ti­on St. Hil­de­gard Sc­höllkrip­pen. Bei der Mit­g­lie­der­ver­samm­lung im Sack­haus wur­de er zum Nach­fol­ger von Horst Wehl ge­wählt, der nach 22 Jah­ren nicht mehr für die­ses Eh­ren­amt zur Ver­fü­gung stand.
Für seinen Einsatz in den vergangenen Jahrzehnten erhielt Wehl von Christopher Franz, Vorsitzender des Caritasverbands Aschaffenburg, die Ehrennadel in Gold und damit die höchste Auszeichnung des Verbands.
»Sehr gutes Betriebsklima«
Dankesworte, insbesondere für das Engagement für die Mitarbeiter der Sozialstation, sprachen der zweite Vorsitzende Roland Gerhart, Schriftführer Rainer Pistner und die geschäftsführende Pflegedienstleiterin Sandra Becker.
In seiner Antrittsrede versprach der »Neue«, das »sehr gute Betriebsklima und das gute Verhältnis zwischen den Vorstandsmitgliedern« zu bewahren: »Der größte Schatz, den wir haben, sind unsere tollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter«, sagte Kues.
Bei den turnusmäßigen Jahresberichten rückte Becker den Appell »Pflege darf nicht zum Luxusgut werden« in den Mittelpunkt. Eine Studie der Diakonie habe ergeben, dass drei Viertel der ambulanten Pflegedienste »mit dem Rücken zur Wand stehen« und mehr als die Hälfte der Einrichtungen rote Zahlen schreiben. Als Ursachen würden die Kostensteigerungen im Personal- und Sachkostenbereich genannt.
Laut Becker ist ein ambulanter Pflegedienst darauf angewiesen, die laufenden Kosten aus den Gebühren zu finanzieren. Dennoch haben die pauschalen Gebührenerhöhungen für die Pflegeleistungen durch die Krankenkassen die tatsächliche Kostenentwicklung bisher nicht berücksichtigt. Stellvertretend für rund 260 ambulante Dienste in Bayern habe daher der Landescaritasverband mit den Krankenkassen verhandelt.
Ob die dabei vereinbarten Gebührenerhöhungen allerdings reichen, bleibe abzuwarten. Ansonsten bestehe die Gefahr eines Teufelskreises: Steigen die Kosten, steigen die Preise. Und weil diese letztlich zu Lasten der Menschen gehen, die auf Pflege angewiesen seien, würden sich diese immer später bei den Sozialstationen melden.
Ebenso wie Becker bemängelte der scheidende Vorsitzende in seinem letzten Jahresbericht den eingeschränkten, politischen Blick. Als Beispiel nannte Wehl den Landkreis Aschaffenburg, der ab diesem Jahr die Zuschüsse für Investitionen eingestellt habe. Die Folge: »Diese Ausgaben müssen nun auf die Pflegekunden umgelegt werden.«
Bei einem Treffen der Vorsitzenden und Pflegedienstleitungen aller Sozialstationen in Stadt und Kreis Aschaffenburg sei zudem als negativ gesehen worden, dass das »hochdefizitäre Klinikum Personalkannibalismus betreibt, indem den dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Bonbon unentgeltliche Dienstwagen zur Verfügung gestellt werden«. Für diese Elektrofahrzeuge seien das rund zwei Millionen Euro innerhalb von drei Jahren.
Bestnote 1
Abgerundet wurden die Jahresberichte von Carmen Fleckenstein, die mit Wirkung zum 1. März die Pflegedienstleitung übernommen hat. Ihre Nachfolgerin als stellvertretende Pflegedienstleiterin ist Ramona Pfarr, die in der Filiale in Mömbris zu finden ist. Fleckenstein wies vor allem darauf hin, dass die Sozialstation immer gut bei der Qualitätsprüfung bewertet werde. Dieses Mal sei es sogar die Bestnote 1 gewesen. mst
11.03.2024
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