Senf und Sirup Marke Eigenbau

Kochen: Sascha Kern aus Sommerkahl kreiert zum Auftakt des Main-Echo-Weihnachtsmenüs Fleischloses

SOMMERKAHL  Von un­se­rem Re­dak­teur JÜR­GEN OVER­HOFFKein Re­zept. Die Idee für die Vor­spei­se kommt Sa­scha Kern aus Som­mer­kahl ein­fach so. Ein mit Walnusshälfte und Feigensenf »belegtes« Sandwich aus zwei Ziegenkäsetalern, das in einem Zucchinimantel steckt - geadelt von zwei Türmchen aus Walnüssen und Feigensenf sowie Ziegenjoghurt und Tomaten, umspielt von Balsamico-Sirup. Alles selbstgemacht. Bis hin zum Senf.
Die Quelle seiner Experimentierfreude und seines Muts zu eigenen Kreationen vermutet der 48-Jährige in seiner Kindheit. Schon als Bub, erzählt er, habe er die Spaghetti Miracoli mit Zwiebeln und anderen Zutaten aufgehübscht. Und dabei muss wohl die Leidenschaft fürs Kochen gewachsen sein. Die Passion hat den Geschäftsführer des Hösbacher Online-Shops Ökoplanet sogar ins Fernsehen gebracht. Anfang 2017 kochte er in dem Vox-Kochkontest »Das perfekte Dinner«.
Tag für Tag
Aber Sascha Kern ist keiner, der sich nur wochenends an den Herd stellt und für Chaos in der Küche sorgt. Tag für Tag kocht er für seine Frau Sabrina und die gemeinsamen Kinder Helena und Lennard. »Für mich ist das Entspannung«, sagt Kern. Natürlich kocht er nicht immer so zucchinimantel-kreativ. Seine fünf und neun Jahre alten Sprösslinge stehen eher auf seine selbst gemachten Chicken Nuggets. Und auf Pizza. Die gibt es jeden Sonntag im Hause Kern.
Sascha Kern merkt man an, dass er häufig kocht. Routiniert geht er an den Töpfen zu Werke. Und mit großer Ruhe. Selbstbewusst zudem. Zucker, Feigen und Balsamicoessig köcheln und köcheln. Und werden schließlich zum Sirup. Premiere in Sascha Kerns Küche. Er kocht diesen Sirup zum ersten Mal. Und falls das Experiment misslingt: Ein hochwertiges Fertigprodukt steht in der Vorratsschublade.
Aber Sascha Kern schwört auf Marke Eigenbau. Sogar beim Feigensenf. Denn in welchem Fertigprodukt ist schon gelbe Chilischote verarbeitet. Die sorge aber für das gewisse Etwas, sagt der Hobbykoch, während er die Zutaten für den Senf geduldig verrührt und dann gelieren lässt. Die Walnusshälften rösten nebenan in der Pfanne, die Tomaten sind längst gehäutet und kleingeschnitten.
Zum Schluss kommt die Zucchini an die Reihe. Sascha Kern greift in die kulinarische Trickkiste: Statt des Sparschälers setzt er die Brotmaschine ein, um die Zucchini in Streifen zu schneiden. Einen Streifen legt er neben den anderen. Nun der Käse. Ein vorsichtiger Druck mit dem Daumen in die milchige Masse und es entsteht eine kleine Tasche für eine Walnusshälfte und einen Klecks Senf. Die so belegte Unterseite des Ziegenkäse-Sandwiches deckt Kern sodann mit der Oberseite ab. Das »Brötchen« braucht nun noch den Zucchinimantel. Virtuos packt Kern das Käsesandwich in den Gemüsemantel. »Die Naht muss nach unten zeigen«, erklärt der Herd-Artist. Andernfalls geriete der anschließende Transport in die Bratpfanne zur Bruchlandung.
Kurz anbraten
Wie ein Jongleur bugsiert Sascha Kern das Päckchen mit dem Bratenwender in die olivenölbewehrte Pfanne. Kurz anbraten und die Oberseite mit Olivenöl bepinseln. Denn die kommt anschließend im Backofen noch ganz schön ins Schwitzen. Ist sie nach vier Minuten nicht braun genug, ist der Küchenbrenner ein williger und hilfreicher Assistent.
Auf dem Teller warten schon in Portionsringe gepackte Petitessen: Walnüsse und Feigensenf, Ziegenjoghurt und Tomatenragout. Dazu ein Gitter aus Balsamicosirup. Eine konstruktivistisch anmutende Liaison aus grün, rot und weiß. Eines Malers würdig. Dass der Schöpfer der Kreation einst Ringer war, glaubt man kaum. Aber Sascha Kerns Lebensweg schmücken sechs deutsche Meistertitel im Fliegengewicht. Und unzählige gewonnene Kämpfe in der Bundesliga-Mannschaft der RWG Königshofen. Nach einer schweren Verletzung habe er 2005 seine Ringer-Karriere beendet, erzählt Kern. Statt auf der Matte steht er seitdem mehr in der Küche. Zur Freude von Familie und Freunden: Herdakrobatik statt Schultersiege.