Spessartbund auf hydrogeologischen Spuren
Main-Echo Pressespiegel

Spessartbund auf hydrogeologischen Spuren

Spessartbund 1885 OG Schöllkrippen: Wanderung
SCHÖLLKRIPPEN  Bei strah­len­dem Son­nen­schein, traf sich am 22. Ok­tober ei­ne Grup­pe von mehr als 20 Mit­g­lie­dern und Gäs­ten der Orts­grup­pe Sc­höllkrip­pen, in Som­mer­kahl. Der 1. Vor­sit­zen­de Ger­hard Stüh­ler hat­te ei­nen be­son­de­ren Wan­der­füh­rer, bzw. Mi­ne­ra­lo­gen, für die­se Er­kun­dungs­tour ge­win­nen kön­nen. Joachim Lorenz ist ein deutscher Mineraliensammler und Spezialist für den Spessart und seine Mineralien, Gesteine und Fossilien.
Um kurz nach 10 Uhr starteten die interessierten Wanderfreunde und Wanderfreundinnen und waren immer wieder erstaunt, über die geologische Geschichte, rund um den »Sommerkahler Grund«. Regelrecht unvorstellbar, dass es hier einmal ein Gebirge gab, und noch unvorstellbarer, dass es hier tatsächlich einmal ein Meer gab. Herr Lorenz ließ uns an seinem fundierten Wissen teilhaben und erklärte uns das Werden und Vergehen der Steine. Wir starteten im 330 Millionen Jahre alten Gneis, der überall von den 250 Millionen Jahre alten, kalkigen Sedimenten des Zechstein-Meeres überdeckt sind. Dies sind oft umgewandelt, so dass der kalkige Charakter verloren ging und beispielsweise Eisenerze entstanden, die die Quelle der Eisenerzgewinnung im Sommerkahl und Schöllkrippen bildete. Vor 160 Millionen Jahren wurden Risse angelegt, die mit reichlich Schwerspat und auch mit den Kupfererzen der Grube Wilhelmine gefüllt wurden. Das warme und feuchte Klima vor mehr als 2,5 Millionen Jahren erzeugte die blauen und grünen Mineralien im Bergwerk, als auch die weiße Verwitterung des Sandsteins. Ein malerischer Fußweg begleitete uns durch die gesamte Strecke. Wunderschön gefärbte Herbstblätter, an den Bäumen und auf den Gehwegen, sowie regennasser, weicher Waldboden. Auch einen steinigen Anstieg im Wald, galt es zu bewältigen.
Nach knapp drei Stunden, trafen wir wieder in Sommerkahl ein.
Der Großteil der Gruppe schloss sich der Befahrung der Grube Wilhelmine an. Hier schauten wir die Felsen unter Sommerkahl (die in Schöllkrippen sind aus dem gleichen Gestein) von Innen an und sahen im Bergwerk reichlich Risse und Klüfte, aber die sind nicht trennend und dicht, so dass kein Wasser zirkulieren kann. Somit sind auch Bohrungen in das Gestein - zur Gewinnung von Trinkwasser wenig aussichtsreich. Hinzu kommt, dass die mineralisierten Klüfte eine Quelle für unerwünschte Ionen im geförderten Trinkwasser sein können. Dies auch deshalb, weil hier überall der Kupferschiefer ausstreicht; dieser wurde einst in der Region abgebaut.
Nach dieser eindrucksvollen Bergwerkbefahrung, um etwa 14 Uhr, trafen sich die Teilnehmenden zu einer Abschlusseinkehr bei Fisch Röll in Sommerkahl. Es gab viel zu verarbeiten und auszutauschen. Das gelang in der Gemeinschaft, an der frischen Luft und mit leckerem Essen, besonders gut. Zufrieden und mit reichlich neuem Wissen im Gepäck, machten sich die Naturfreunde und Naturfreundinnen anschließend auf den Heimweg. Eine rundum gelungene Wanderung, die viel Wissenswertes bot, ging seinem Ende zu. Vielen Dank Herr Lorenz für diesen informativen Samstag!
Sabine Tucker

26.10.2022
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