"Was ich mache, macht nicht jeder"
Main-Echo Pressespiegel

"Was ich mache, macht nicht jeder"

Handwerk: Pia Bianco-Maselli aus Wiesen ist Deutschlands beste Nachwuchs-Kerzenherstellerin und Wachsbildnerin
Aschaffenburg/Wiesen  Mit dem Hei­li­gen Am­bro­si­us hat sich Pia Bi­an­co-Ma­sel­li in ih­rem Ge­sel­len­stück sehr in­ten­siv be­schäf­tigt. Ist er doch der Schutz­hei­li­ge der Im­ker und der Wachs­zie­her. Das plas­ti­sche Ta­fel­bild mit Am­bro­si­us als Mo­tiv so­wie ei­ne de­tail­reich ge­stal­te­te Ker­ze zum 75-jäh­ri­gen Ju­bi­läum der Ker­zen­in­nung ha­ben die 21-Jäh­ri­ge zum Er­folg ge­führt: sie ist nach ih­rer Ge­sel­len­prü­fung ak­tu­ell die bes­te Nach­wuchs-Ker­zen­her­s­tel­le­rin und Wachs­bild­ne­rin in Deut­sch­land.

Vor wenigen Tagen fand die Auszeichnungsfeier in Berlin statt. Die junge Frau, die aus dem Spessartort Wiesen stammt, hat in der Aschaffenburger Richard Wenzel GmbH gelernt.

"Einen kreativen Beruf im Handwerk wollte ich ausüben", erinnert sie sich an ihre Wahl nach dem Qualifizierenden Hauptschulabschluss. Einige Tage arbeitete sie bei Wenzel zur Probe, dann war die Entscheidung auf beiden Seiten gefallen. Drei Jahre lang hat Pia Bianco-Maselli alles gelernt, was es rund um die Wachsprodukte, Rohstoffe, deren Herstellung und vor allem über die künstlerische Ausgestaltung der Kerzen zu wissen gilt. Die Berufsschule besuchte sie in München. Hier wird der Branchennachwuchs aus ganz Deutschland, aber auch aus der Schweiz und Österreich unterrichtet.

Kerzenhersteller- und Wachsbildner-Azubis sind rar gesät: Pia Bianco-Masellis Jahrgang bestand aus insgesamt vier jungen Leuten - bundesweit. Ihr Ausbildungsbetrieb zählt zu den führenden Herstellern in Deutschland und beschäftigt rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zwei Werken in Aschaffenburg, wie Carmen Schmidt von der Wenzel-Personalabteilung mitteilt. Sieben junge Frauen und ein Mann werden derzeit hier ausgebildet.

Und was fasziniert die junge Wachskünstlerin so an ihrem Beruf? Pia Bianco-Maselli braucht nicht lange nachdenken: "Ich kann gestalten, dekorieren, etwas Schönes mit meinen Händen fertigen. Was ich mache, macht nicht jeder." Es sind nicht nur die individuell angefertigten Oster-, Tauf- oder Hochzeitskerzen, die die junge Frau modelliert, verziert oder bemalt. Auch zahlreiche andere Kerzen verschönert sie per Handarbeit, mit Dekordetails, mit Lack und Glitzer. Letztere sind aktuell bei den weihnachtlichen Kerzen sehr gefragt, weiß die ausgezeichnete Gesellin. Geduld brauche man auch sowie eine gewisse Wärmeresistenz, denn bei der Herstellung kann es schon mal heiß werden.

Pia Bianco-Maselli bleibt ihrem Betrieb weiter treu. Sie hat bereits mehr Verantwortung übernommen, leitet die jüngeren Auszubildenden mit an. Auch die Meisterprüfung ist in der Zukunft eine Option.

Hintergrund: Ausbildungsberuf Kerzenhersteller und Wachsbildner

Drei Jahre dauert die Ausbildung zum Kerzenhersteller und Wachsbildner. Dabei kann der Schwerpunkt entweder auf die technische Herstellung von Kerzen oder die künstlerische Ausgestaltung (Wachsbildnerei) gelegt werden. Voraussetzung ist mindestens ein Hauptschulabschluss. Wer den relativ seltenen Beruf erlernen möchte, sollte handwerklich-kreativ begabt sein, aber auch technisches Verständnis und zeichnerische Fähigkeiten mitbringen. Eine Option also für junge Menschen, die gut in Kunst, Technik und Werken sind. Eine Weiterbildung zum Meister oder Betriebswirt im Handwerk ist nach der Gesellenprüfung möglich. Bis 2015 hieß der Beruf "Wachszieher". Kerzen gibt es übrigens schon seit gut 5000 Jahren. Ein gutes Drittel wird in der Advents- und Weihnachtszeit verkauft. comü

15.12.2021
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