Zufriedene Westerngründer: Nur zwei Fragen bei der Bürgerversammlung
Main-Echo Pressespiegel

Zufriedene Westerngründer: Nur zwei Fragen bei der Bürgerversammlung

Bürgerversammlung: Volles Haus in Westerngrund beim ersten Treffen nach drei Jahren - Projekte vorgestellt
Westerngrund  Die ers­te Bür­ger­ver­samm­lung nach drei Jah­ren. Of­fen­sicht­lich hat­ten die Wes­tern­grün­der sie ver­misst, denn der Sit­zungs­saal im Rat­haus war am Mitt­woch­a­bend ge­ram­melt voll. Eben­so of­fen­sicht­lich: Die Bür­ger schei­nen zu­frie­den mit Bür­ger­meis­te­rin und Ge­mein­de­rat zu sein, denn es gab le­dig­lich zwei Fra­gen. Bei­de Ma­le ging es um den Aus­bau der Orts­durch­fahrt.

Karl-Heinz Maier fragte, wann mit dem Ausbau der Ortsdurchfahrt Huckelheim zu rechnen ist. Florian Ries hatte die gleiche Frage für die Ortsdurchfahrt Oberwestern. Nach Angaben von Bürgermeisterin Brigitte Heim (Bürgervereinigung WIR) sagt das Staatliche Bauamt, dass Huckelheim nicht vor 2024/25 beginnen könne. Maier schlug vor, wenigstens die Raiffeisenstraße und den Förstergraben vorzuziehen. Diesen Vorschlag will die Bürgermeisterin jetzt vorbringen. Zum Ausbau in Oberwestern erklärte die Kreisstraßenverwaltung ebenfalls, dass dies frühestens 2024 passieren werde.

In ihrem Bericht war die Bürgermeisterin auf die stark gewachsene Einwohnerzahl eingegangen. Heim: "Mein Ziel war, über 2000 Einwohner zu kommen." Das sei erreicht: 2002 Menschen haben ihren Hauptwohnsitz in Westerngrund, 120 ihren Nebenwohnsitz. Trotzdem will Westerngrund kein neues Baugebiet ausweisen, denn seit einem Dreivierteljahr ist kein einziger Bauantrag eingegangen. Zudem gebe es in Westerngrund noch 80 Baulücken - alle in Privathand - und 15 leer stehende Gebäude.

Im vergangenen Jahr hat Westerngrund mit 9,8 Millionen Euro einen Rekordhaushalt aufgestellt. Grund war der Ausbau des Kindergartens, für den die Gemeinde in Vorleistung treten muss. Dafür wurde Kredit von 1,5 Millionen Euro aufgenommen. Die Verschuldung stieg von 659.000 Euro Ende 2021 auf rund 2,1 Millionen Ende 2022. Das ist ein Anstieg der Pro-Kopf-Verschuldung von 538 auf 1032 Euro. Rechnet man die Schulden des Mittelschulverbandes und des ZAK hinzu, wären dies sogar fast 1223 Euro pro Kopf.

In diesem Zusammenhang machte Brigitte Heim darauf aufmerksam, dass die Kanal- und Wassergebühren nicht zu halten sein werden. Sie liegen beim Kanal bei 2,65 Euro je Kubikmeter und beim Wasser bei 1,35 Euro. Damit, so Heim, "sind wir am untersten Level im ganzen Landkreis".

In ihrem Rückblick stellte die Bürgermeisterin die Projekte seit der Bürgerversammlung 2019 vor: den Umbau des Altenpflegeheims zur Reha-Sport-Praxis, den Umbau des Bauhofs, die Rathaussanierung sowie die Erneuerung des Festplatzes. Der Festplatz sei aus der Dorferneuerung rausgenommen worden, weil die neue Stützmauer 310.000 Euro gekostet hätte. Stattdessen wurde sie in Eigenleistung für 95.000 Euro errichtet. Größte Maßnahme war die Kindergartenerweiterung. Bis Juni soll der Kindergarten fertig sein. Die Eröffnung ist für den 8. und 9. Juli vorgesehen.

Im Februar 2022 ging der Glasfaserausbau in der Ringstraße los. Inzwischen wurden einige Straße mit Glasfaserleitungen belegt, es gibt aber große Defizite. So liegt zwar die Anbindung bis Schneppenbach, aber nicht bis Schöllkrippen, weshalb das Glasfaser nicht in Betrieb gehen kann. Heim: "Es kostet sehr viel Nerven." Nächste Woche soll geklärt werden, wann die Baukolonnen der Deutschen Glasfaser wiederkommen. "Es wird aber dieses Jahr nichts mehr", erklärte Heim.

Bereits am 12. März um 14 Uhr wird der neu gestaltete Kreuzweg in der Bäckershohle eingeweiht. Er war durch den Sturm im August 2019 stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Aus dem Holz einiger vom Sturm gefällten Bäume hat der Bauhof neue Bänke gefertigt und im Gemeindegebiet aufgestellt.

Zudem wurde der Recyclinghof mit dem Grünabfallplatz zusammengelegt und neu eingezäunt. Ebenfalls wurden der Skaterplatz asphaltiert, die Geräte dort repariert sowie neue Basketballkörbe und eine Tischtennisplatte über das Regionalbudget finanziert. In Unterwestern wurde die Gartenstraße erneuert und hat jetzt einen durchgängigen Gehweg. Ebenfalls saniert wurde der Weg am Westernbach.

An Projekten in diesem Jahr führte Bürgermeisterin Heim die Sanierung der Alten Schule in Huckelheim auf. Dort soll "ein kleiner kultureller Flecken" entstehen. Die Germania Huckelheim will in der Alten Schule Theater und kleine Lesungen veranstalten.

Für die anstehende Sanierung der Ortsdurchfahrt Huckelheim müssen dagegen das Alte Rathaus sowie das Gebäude Bayernstraße 50 abgerissen werden, damit ein Gehweg möglich wird. Am Standort des Alten Rathauses soll ein Regenüberlaufbecken entstehen. Karl-Heinz Maier bat darum, das historische Gewann am Alten Rathaus mit der Inschrift zu sichern.

Für den Verbindungsweg, der im Rahmen der Dorferneuerung am Herzbach entstehen soll, wird ein landschaftspflegerischer Begleitplan erstellt. Dazu wurden sieben Architekten angeschrieben - ohne Ergebnis. Erst auf Nachfrage fand sich einer dazu bereit. Allerdings muss jetzt erst wieder der Vorstand der Dorferneuerung tagen. Heim: "Ich mache euch keine Hoffnung: Dieses Jahr wird es nichts mehr werden." In diesem Zusammenhang machte sie darauf aufmerksam, dass für den Vorstand der Dorferneuerung Neuwahlen anstehen. Zwölf Kandidaten werden gesucht.

Im Bauhof soll dieses Jahr eine Maschinenhalle entstehen. Die Halle des früheren Recyclinghofes wird dafür abgerissen. Die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED ist bereits in Auftrag gegeben. Die Kosten von grob 69.000 Euro sollen sich nach acht Jahren amortisiert haben. Der geplante Radweg am Hornbach wird Thema der nächsten Gemeinderatssitzung am 30. März sein.

Zahlen und Fakten: Gemeinde Westerngrund

Von den 2002 Einwohnern mit Hauptwohnsitz in Westerngrund stellt die Altersgruppe 35 bis 44 Jahre mit 297 Bürgern den größten Anteil dar, gefolgt von der Altersgruppe 45 bis 54 mit 267 und 65 bis 74 mit 257 Bürgern. 316 Westerngründer sind unter 18 Jahre alt, 195 über 75. Die älteste Bürgerin wird 98 Jahre alt, der älteste Bürger 96.

Bei 124 Ausländern beträgt deren Anteil 6,19 Prozent. Die größte Gruppe stellen mit 21 die Ukrainer, gefolgt von den Polen (17), Syrern (16) und Rumänen (14). 1188 Westerngründer sind katholisch, 182 evangelisch. Die Zahl der Katholiken ist stark geschrumpft: 2019 waren es noch 1275.

Zuzüge wurden im vergangenen Jahr 175 gezählt, Wegzüge 143. Die Geburten gingen zurück auf 13, die Sterbefälle stiegen auf 22. Zudem erfolgten zwölf Eheschließungen. Insgesamt gibt es 1207 Haushalte, davon 668 alleinstehend. 183 Hunde sind in der Gemeinde angemeldet.

Die wichtigsten Einnahmen (jeweils gerundet) waren im Jahr 2022: Einkommenssteuer 1,18 Millionen Euro, Schlüsselzuweisungen 873.000 Euro, Staatszuschuss für den Kindergartenbetrieb 418.000 Euro, Gewerbesteuer 211.000 Euro, Kanalgebühren 206.000 Euro, Grundsteuer B 160.000 Euro sowie Wassergebühren 121.000 Euro.

Die größten Ausgaben: Kreisumlage 752.000 Euro, Personalkostenzuschuss Kindergarten 647.000 Euro, Zuführung zum Vermögenshaushalt 509.000 Euro. Personalkosten 449.000 Euro, VG-Umlage 339.000 Euro, Umlage Grundschulverband 138.000 Euro, Schuldentilgung 81.000 Euro und Umlage Mittelschulverband 53.000 Euro. Zinsen mussten 24.000 Euro gezahlt werden.

Die wichtigsten Investitionen für 2023: Restkosten Kindergarten 1,2 Millionen Euro, Dorferneuerung 460.000 Euro, Sanierung Alte Schule Huckelheim 348.000 Euro, Umbau Bauhof 300.000 Euro, Straßenbau 260.000 Euro, Radwegebau 180.000 Euro, Wasserversorgung 160.000 Euro, Grunderwerb und Abrisskosten 150.000 Euro sowie neuer Traktor für den Bauhof 125.000 Euro.

02.03.2023
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